Stroh als Dämmstoff: Ein Überblick

Gedämmte Gebäudehüllen verhindern Wärmeverluste, die Entstehung von Tauwasseranfall und tragen so zur Stabilisierung des Raumklimas bei. Dies ist aufgrund der konservatorischen Anforderungen im musealen Kontext zum Erhalt klimatisch sensibler Ausstellungsstücke von besonderer Bedeutung. Somit kommt der Wahl eines geeigneten Dämmstoffes eine hohe Bedeutung bei. Da im vorliegenden Projekt auf konventionelle Dämmstoffe eher verzichtet werden soll, ist hier vor allem das Stroh als recht junger Baustoff zu nennen, welcher erst 2014 (wieder) eine offizielle Zulassung als Wärmedämmstoff durch das DIBT erhalten hat. Das Material ist mit einer Wärmeleitfähigkeit eines normalgepressten Strohballens zwischen 0,04 und 0,05 W/mK vollständig konkurrenzfähig zu anderen Dämmstoffen. CO2-Einsparung bei nachwachsenden Dämmstoffen Im Vergleich zu anderen nachwachsenden, losen Dämmstoffen wie Hobelspandämmung oder Zellulose-Einblasdämmung weist Baustroh das höchste Potential zur CO2-Einsparung bzw. -Einspeicherung auf. Dies liegt auch an den wenigen und wenig aufwendigen Verarbeitungsschritten des in seiner Verwendung naturbelassenen Materials. Der Aufbau eines Strohhalms an sich bietet durch die vorhandene Struktur seiner Zellkammern eine effiziente technologielose Dämmwirkung. Dämmstoff früher und heute Dämmstoffe aus nachwachsenden Pflanzenfasern, wie Stroh, Schilfrohr, Gräser und Holz, haben in Europa eine lange Tradition, da sie zu den hiesigen Pflanzenarten gehören und damit in natürlicher Form regional verfügbar waren oder als Nebenprodukt in der Landwirtschaft anfielen [...]

Von |2023-05-01T13:56:38+02:0010.05.2023|

Ökobeton – Vortrag beim Holcim Bau-Forum 2021

"Betonbau der Zukunft – nachhaltig und lokal!" war das Motto beim 15. Holcim Bau-Forum 2021. Simon Waigand berichtete über das Projekt des Museums-Neubaus als Praxisbeispiel für nachhaltigen Betonbau. Er zieht Bezüge zu den historischen Gebäuden des Freilichtmuseums und zeigt auf, welche Chancen der Einsatz von Ökobeton (z. B. in der Einsparung von CO2) bietet. Im zweiten Teil beschreibt Prof. Dirk Lowke die betontechnologischen Aspekte und erklärt, wie Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit im Betonbau gelingen kann. Er zeigt auf, was Ökobeton von herkömmlichem Beton unterscheidet und geht vor allem darauf ein, wie der Klinkergehalt reduziert und durch ökologischere und lokalere Stoffe substituiert werden kann, ohne dabei gravierende Leistungsunterschiede zu herkömmlichen Betonen in Kauf nehmen zu müssen. https://www.youtube.com/watch?v=9DM496_gVK0&list=PLBEnzJax7siD3pHkRlsel-AVkHtDbAfKw  

Von |2023-04-03T23:20:56+02:0028.04.2023|

Beton: Eine kurze Geschichte

Die Anfänge der Entwicklung des Baustoffs Beton beginnen mit der Verwendung von Kalkmörtel im Altertum. Die Römer entwickelten den Mörtel weiter und erfanden durch die Kombination von Puzzolanen, Ziegelmehl, Sand, gebrannten Kalk sowie Natur- oder Ziegelstein den ersten Beton: opus caementicium. Mit dem Zerfall des römischen Reiches ging auch ihr bautechnisches Wissen verloren. Mit der Patentierung des Portlandzementes im Jahr 1824 von Joseph Aspdin, der entscheidenden Weiterentwicklung durch die Erhöhung der Brenntemperaturen 1844 durch Isaac Charles Johnson und der Kombination mit einem Eisengeflecht seitens des Franzosen Joseph Monier im Jahr 1849, wird das moderne (Stahl-)Betonzeitalter eingeleitet. Spätestens nach dem zweiten Weltkrieg setzt sich weltweit und im großen Maßstab der Baustil der Moderne und damit das Bauen mit Beton durch. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Beton kann im plastischen Zustand in nahezu jede Form gegossen werden, ist hoch druckfest und kann in Kombination mit Zugelementen aus Stahl oder anderen geeigneten Materialien große Spannweiten relativ problemlos überspannen. Er ist chemisch widerstandsfähig, selbst nicht brennbar und bietet im Brandfall einen guten Schutz durch einen hohen Feuerwiderstand. Der Oberflächengestaltung sind nahezu keine Grenzen gesetzt. Zudem ist Beton aufgrund seiner einfachen Materialzusammensetzung und einfachen Verarbeitbarkeit relativ günstig. Image von Beton Das Image von [...]

Von |2023-03-22T11:17:06+01:0017.04.2023|

Eine tragende Stampflehmkonstruktion im Brandversuch

Im Hauptgebäude des Neubaus soll eine acht Meter hohe Stampflehmwand eingebaut werden. Neu ist, dass sie als tragendes Element der Gebäudekonstruktion dient. Der Neubau des Freilichtmuseums stellt neben höchste Anforderungen an das Tragwerk (durch seine Dimensionen) auch besondere Anforderungen an den Feuerwiderstand der tragenden Wände (wegen seiner musealen und Sondernutzung für (Groß-)Veranstaltungen). Lehm in tragenden Wänden in der Normierung Hierfür starteten wir einen bislang einzigartigen Versuch: Erstmals in der Geschichte der deutschen Bauteilnormierung wurden Ende Juni und Ende August 2022 in der Gesellschaft für Materialforschung und Prüfanstalt für das Bauwesen Leipzig mbH, kurz mfpa, tragende Stampflehmkonstruktionen in mehreren Brandversuchen mit 3 * 3 Meter großen Prüfkörpern zertifiziert. Am Ende war die Wand sogar so belastbar, dass nicht nur der Feuerwiderstand über 90 Minuten (Klassifizierung nach din 13501: rei90) gelungen ist, sondern zusätzlich noch der Nachweis für die Ausführung in der Bauart als Brandwand erbracht wurde. Die Tragfähigkeit ist also auch nach 90 Minuten bei sogenannten Anpralllasten, Lasten die von der Seite auf die Wand einwirken, weiterhin gegeben. Baustoffe aus Lehm beweisen damit nicht nur ihre ohnehin bekannte, gute Resistenz gegenüber Brandeinwirkung. Vielmehr konnte nun auch erstmalig nachgewiesen werden, dass Lehmbaustoffe auch in tragenden Bereichen selbst bei extremen Brandereignissen zuverlässige und [...]

Von |2023-03-22T11:14:24+01:0005.04.2023|

Lehm als Baustoff: Eine kurze Geschichte

Lehm ist ein natürlicher Baustoff, der durch Zersetzung von Urgestein entsteht. Er ist im plastischen Zustand formbar und im trockenen Zustand fest. Die Erhärtung von Lehm findet rein physikalisch statt und ist, anders als beispielsweise bei Zement, durch die Zugabe von Wasser, reversibel. Seit bereits etwa 10.000 Jahren findet Lehm als Baustoff Verwendung und stellt bis heute in vielen Kulturkreisen einen der wichtigsten Baustoffe dar, da er global eine hohe Verfügbarkeit aufweist. Das Bauen mit Lehm blickt in Deutschland mit der Anwendung in Fachwerkbauten (Strohlehm) und tragendem Stampf- und Wellerlehmbauten auf eine lange Tradition zurück, insbesondere nach dem zweiten Weltkrieg, als viele andere Baustoffe nicht zur Verfügung standen. Im Gegensatz zu vielen anderen Baustoffen gab es für Lehm insbesondere im Bereich der Normierung nur sehr rudimentäre Grundlagen. In den 1970er Jahren wurden diese Regelungen dann aber zurückgezogen, da der Lehmbau aufgrund industrieller Entwicklung in den Hintergrund rückte. Dies änderte sich erst mit den 1990er Jahren, als der Lehmbau im Rahmen des ökologischen Bauens eine erneute Renaissance erfuhr. Die sogenannten »Lehmbauregeln« verknüpfen das damalige Wissen mit dem heutigen Stand der Technik. Die Verwendung in Großprojekten, Nichtwohngebäuden und Bereichen mit Anforderungen an den Brandschutz benötigen bislang jedoch weiterhin eine besondere, behördliche Ausnahmegenehmigung, [...]

Von |2023-03-22T11:13:26+01:0029.03.2023|

Holz als Baustoff: Eine kurze Geschichte

Holz ist ein jahrtausendealter Baustoff. Schon in der Steinzeit errichteten Menschen Pfahlbauten aus Holz. Griechen, Römer und Ägypter nutzten es, soweit vorhanden, für Deckentragwerke (auch schon in mehrgeschossigen Gebäuden) und bis heute existieren in Europa Holzgebäude, wie Fachwerkbauten, aus dem 12. Jahrhundert. Die jahrhundertealte Tradition des Baustoffes Holz ist durch die landesweite Verfügbarkeit des Materials in heimischen Wäldern begründet. Nicht zuletzt durch die industrielle Revolution, neue Anforderungen an den Brandschutz und die rasante Entwicklung von Stahl-, Betonprodukten und Kunststeinen ab etwa 1850 wurde der Holzbau verdrängt, galt als provinziell, minderwertig und mit Nachteilen behaftet. Maßgebend für die Rückkehr zum Holz, insbesondere im industriellen Maßstab, war neben der Entwicklung neuartiger Holzprodukte in den 1960er Jahren, die Einführung von computergestützten Fertigungsmethoden (CNC), die den Holzbau aufgrund der hohen Präzision und Qualität in der Vorfertigung wieder wirtschaftlich und konkurrenzfähig machten. Seit den 1990er Jahren gewinnt der Holzbau zudem unter den Gesichtspunkten von Ökologie, Ökonomie und energieeffizienten Bauen wieder zunehmend an Bedeutung. Vorteile von Holz als Baustoff Angesichts der global drängenden Fragen hinsichtlich des Klimawandels und eines intensiven Ressourcenkonsums der Bauindustrie, bietet Holz aus heutiger Sicht viele Vorteile: Bindung von CO2 aus der Atmosphäre nachwachsender Rohstoff niedriger Energieaufwand zur Herstellung und Aufbereitung Holzbauteile weisen [...]

Von |2023-03-19T12:54:15+01:0024.03.2023|

Holz, Stroh, Lehm und Öko-Beton – Überblick über das Baustoffkonzept des Neubaus

Neben vielen Entscheidungen mit Blick auf einen ökologischen Gebäudebetrieb spielt beim Neubau des Freilichtmuseums vor allem die Wahl der Baustoffe eine besondere Rolle, um den CO2-Fußabdruck des Gebäudes schon während der Errichtung möglichst zu minimieren. Die Verwendung von lokal verfügbaren, nachwachsenden Rohstoffen, die energiearm zum Baustoff aufbereitet werden können, ist dabei der Schlüssel des Baustoffkonzepts. Dieses Konzept prägt schon seit Jahrhunderten die Baukultur, wie auf dem Museumsgelände des Freilichtmuseums an mehr als hundert historische Originalbeispiele zu sehen ist. Grund genug, auch beim Neubau für das Eingangs- und Ausstellungsgebäude aktuell konventionelle Wege zu verlassen und sich auf neue, alte Wege zurückzubesinnen. Die stoffliche Grundrezeptur besteht dabei primär aus drei Baustoffen: Holz, welches regional verfügbar ist und dank modernster cnc-Techniken in historisch bekannten Zimmermannskonstruktionen leim- und stahlfrei ineinander gefügt werden kann. Stroh, welches in Bio-Baustrohballen, eigentlich ein Reststoff aus der Landwirtschaft, als Dämmstoff eine hochwertige Nachnutzung erfährt. Lehm, der direkt aus der Baugrube gewonnen werden kann und als Weiterentwicklung zu den historischen Vorbildern im Freilichtmuseum, nicht nur in Holzgefachen, sondern als tragende und aussteifende Wandkonstruktion eingesetzt wird. Beton nimmt eine Sonderposition ein, ist im Kontext moderner Großarchitekturen und für dieses Bauvorhaben im Speziellen, kaum substituierbar. Um dennoch den CO2 Verbrauch möglichst gering [...]

Von |2023-03-19T12:19:53+01:0019.03.2023|

Ein weiterer Meilenstein: Grundsteinlegung am 13. Oktober 2022

Nur wenige Monate nach dem ersten Spatenstich wurde ein weiterer Meilenstein erreicht: Am 13. Oktober konnte der Grundstein für das neue Eingangs- und Ausstellungsgebäude auf der Baustelle gelegt werden. Mit einem festlichen Empfang begrüßte Landesdirektor Dr. Georg Lunemann die Gäste. In seiner Festrede betonte Lunemann, wie wichtig dem Landschaftsverband die Nachhaltigkeit des Projektes ist: »Ein solches Museum als nachhaltiges Bauprojekt passt zu einhundert Prozent in den Klimapakt des lwl und soll Vorbildcharakter als innovatives Gebäudekonzept weit über Ostwestfalen-Lippe hinaus entwickeln«. Im Anschluss ging es für die Anwesenden hinunter zur Baustelle, um den ersten Grundstein gemeinsam zu legen. Dr. Georg Lunemann, Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, Klaus Baumann, Vorsitzender der lwl-Landschaftsversammlung, lwl-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger und Museumsleiterin Dr. Marie Luisa Allemeyer arbeiteten Hand in Hand, um den Grundstein samt Zeitkapsel für den 13. Oktober 2022 in die Erde zu legen und damit vor Ort den Startschuss für das Bauprojekt zu geben. Museumsleiterin Dr. Marie Luisa Allemeyer erläuterte das Projekt für die Anwesenden: »Zum Teil setzen wir hier baulich um, was eigentlich schon längst selbstverständlich sein sollte, zum Teil werden wir aber auch ein Modell für andere Bauherren sein und nehmen dadurch unsere Vorbildfunktion in besonderer Weise wahr. Photovoltaikanlagen, die Nutzung von Regenwasser [...]

Von |2023-03-03T21:15:40+01:0014.10.2022|

Der Anfang ist gemacht: Erster Spatenstich am 21. Juni 2022

Mit weißen Helmen und großen Spaten ging es auf der Baustelle des neuen Eingangs- und Ausstellungsgebäudes hoch her: Der erste Spatenstich wurde gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern des LWL, der Politik und Wissenschaft sowie der beteiligen Baufirma gefeiert. Noch ist die Parkplatzfläche asphaltiert, doch für die Mitarbeiter der Baustelle ist es ein leichtes, das »Material« für den ersten Spatenstich bereitzustellen. In kurzer Zeit wird eine große Ladung Erde auf die Baustelle befördert, mit der der erste Spatenstich zelebriert werden kann. Nach Grußworten und Danksagungen war es endlich soweit: Kulturdezernentin des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, Klaus Baumann, Vorsitzender der LWL-Landschaftsversammlung und Prof. Dr. Jan Carstensen griffen neben Frau Dr. Allemeyer als Erste beherzt zu den Spaten und läuteten mit ihrem Spatenstich den offiziellen Beginn der Bauarbeiten ein. Das Timing war perfekt: nur einen Tag später begannen die ersten Erdarbeiten für den Einsatz von Bohrpfählen zur Absicherung der Baugrube.

Von |2023-05-01T13:57:18+02:0022.06.2022|

Nachhaltiger Museumsbau mit Holz und Lehm – Baugenehmigung erteilt!

Mit dem Neubau des Eingangs- und Ausstellungsgebäudes im LWL-Freilichtmuseum Detmold wird nicht nur eine wichtige Rolle als Kommunikations-, Lehr- und Forschungsplattform angestrebt, sondern auch ein beispielhaftes Projekt im zukunftsfähigen Umgang mit Ressourcen und Energie geplant. Im November 2021 wurde die Baugenehmigung von der Stadt Detmold erteilt. Ziel ist die höchste Bewertungsstufe mit Platin-Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen - DGNB. Regionales Holz spielt als Baumaterial eine zentrale Rolle. In Rückbesinnung auf traditionelle Baustoffe und Konstruktionen wird untersucht, wie das Bauen im digitalen Zeitalter unter Berücksichtigung des gesamten Lebenszyklus weiter energie- und ressourcenoptimiert werden kann. Dies beinhaltet leimfreie Holzbaustoffe ebenso wie stahlfreie Holzverbindungen. Lösbare Verbindungen ermöglichen zudem eine optimierte Einbindung der Holzbauweise in die Kreislaufwirtschaft. Die Holzkonstruktion wird durch tragende Wände aus Stampflehm ergänzt, der aus örtlichem Baugrubenaushub gewonnen wird. Die für Detmold geplanten Konstruktionen werden mit Sondernachweisen ermöglicht. Damit sind maßgebende Anteile der Primärkonstruktion vollständig recyclebar. Visualisierung: AVP Becker GmbH, Düsseldorf

Von |2022-02-07T13:52:24+01:0007.02.2022|
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