Der Neubau schafft für den vollzogenen konzeptionellen Paradigmenwechsel der Einrichtung eine entsprechende bauliche Ausgestaltung. Dabei reduziert sich der Entwurf nicht nur auf ein architektonisches Statement. Vielmehr werden mit dem behutsam in das landschaftliche und städtebauliche Umfeld eingefügten Ensemble auf besondere Weise inhaltliche und organisatorische Belange neu strukturiert.
ADRESSE SCHAFFEN
Das neue Ensemble empfängt die Besucher/innen und vermittelt einen differenzierten, schwellenlosen Zugang zum präsentierten Kulturgut. Drei versetzt in den Hang platzierte Kuben fassen unterschiedlich gewertete, konkav ausgestaltete Raumbildungen. Zur Straße hin bilden der lange Schenkel der Ausstellung und der sich öffnende Foyer- und Veranstaltungsbereich eine zum öffentlichen Raum hin einladende, signifikante Geste. Haupteingang und Freitreppe definieren eindeutig die Adresse des Museums. – Hangseitig wird ein Platz als Gelenk zwischen Ausstellungsgebäude und Freilichtmuseum gefasst. Ein öffentlicher Verweilraum zwischen angrenzenden Museumsbereichen. – Eine kleine Öffnung zwischen den Gebäudeteilen am oberen Podest der Freitreppe ermöglicht in südliche Richtung den Ausblick über die historische Gartenanlage Friedrichsthal, für die eine optionale Entwicklung skizziert wurde.
BRÜCKEN BAUEN
Die zurzeit sich den Eintreffenden auftuenden Distanzen in Entfernung und Höhe zum Museumsbereich werden im Entwurf durch behutsam platzierte „Trittsteine“ aufgelöst. Jeder dieser Orte erhält eine besondere Ausgestaltung als Etappenziel. So erfolgen mehrere Brückenschläge auf einem nunmehr attraktiv gestalteten Weg zum Freilicht-Bereich. An der Straße weitet sich der Raum für den öffentlichen Nahverkehr und Shuttlebusse. Der Blick ist über die Hangterrassierung zum Museumsvorplatz freigegeben. Hier liegen die Vorfahrt für Taxen und der barrierefreie Anschluss an den nördlich gelegenen Parkplatz. Die Freitreppe leitet weiter zum Aussichtsplateau an den Gartenanlagen, sowie zum Eingang des Cafés und des Schulungsbereiches. Der öffentlich zugängige Platz am Mühlenteich bildet einen vielseitig bespielbaren „Dorfplatz“ vor den Eingangskontrollen zum Freilichtmuseum. Die ersten historischen Gebäude sind hier, nicht mehr wie bisher in weite Ferne gerückt, sondern unmittelbar erlebbar.
ABLÄUFE ORGANISIEREN
Mit einer gut organisierten Grundstruktur wird ein Haus für unterschiedliche Zielgruppen geschaffen. Von zentraler Stelle werden unterschiedliche Wege durch das Gebäude und die Freianlagen ermöglicht. Ausgangspunkt sind die zentralen Info- und Kassentheken welche im öffentlich zugängigen Foyerbereich liegen. Von hier wird der Weg in die angrenzenden Funktionsbereiche freigegeben. Zwischen der Ausstellungs- und Veranstaltungsebene sowie dem Schulungsbereich ist im 1. Obergeschoss das Café eingeschoben. Dieses kann so entsprechend von Museumsgästen und einem öffentlichen Publikum besucht werden.
Die vertikale Erschließung des Ensembles erfolgt wahlweise über die Freitreppe oder den zentral liegenden Erschließungsraum, welcher sich aus dem Foyer in den hochgestellten Kubus öffnet.
INTERESSE WECKEN
Mit einer vernetzten Struktur begegnen die Besucher/innen immer wieder neuen Bereichen und erhalten verschiedenartige Ausblicke in das unterschiedliche Angebot der Einrichtung. Die konsequente Wegeführung über das Zentralfoyer lässt die Vielfältigkeit im Umgang mit dem kulturhistorischen Wert dieses Museums und seine Bedeutung als eines der größten Freilichtmuseen Europas erlebbar werden.
NACHHALTIGKEIT ERLEBEN
Das neue Eingangs- und Ausstellungsgebäude präsentiert sich als Ensemble von drei multifunktionalen Ausstellungshallen. Diese sind nach den Grundsätzen des Nachhaltigen Bauens konzipiert. Eine ausgewogene Erfüllung der Anforderungskriterien der 3 Themengebiete ist Planungsgrundsatz.
ÖKOLOGISCHE QUALITÄT
Die Reduzierung des Ressourcenverbrauchs sowohl in der Herstellungs- als auch in der Nutzungsphase liegt im Fokus der Planung. Maßgebende Konstruktions- und Ausbaubereiche werden in Holz ausgeführt, die Trägerkonstruktionen sind im Querschnittsverlauf entsprechend dem Momentenverlauf aus der statischen Belastung angepasst. Das Material für den Innenausbau wird entsprechend dem Material-Cycle-Status ausgewählt, z. B. Raumteiler in Glaskeramik (100% Altglas). In der TGA wird auf multivalente Systeme gesetzt, mit denen low-tech- und regenerative Komponenten vernetzt werden.
ÖKONOMISCHE QUALITÄT
Die gewählte Konstruktion ist kostengünstig. Verfaltete Kubaturen können insbesondere im Holzbau mit einer BIM- basierten Vorelementierung von Bauteilen ohne Zusatzkosten in der Herstellung realisiert werden. Einfache, dem Einsatzort entsprechende Baumaterialien (Sockel massiv, Hülle Holztafel- und Skelettbau) werden ohne „konstruktive Klimmzüge“ verbunden. Kostentreibende „Dekorationen“ werden vermieden, die architektonische Qualität entwickelt sich aus der sehr konsequenten, kubischen Gestaltung. Flächeneffizienz und Umnutzfähigkeit der drei Gebäudeteile sind überdurchschnittlich. Im Raum der weitgehend stützenfreien Nutzungsbereiche können verschiedenste Ausstellungskonzepte oder auch andere Nutzungen organisiert werden.
SOZIOKULTURELLE UND FUNKTIONALE QUALITÄT
Komfort- und Behaglichkeitsqualitäten werden parallel mit der energetischen Optimierung entwickelt. Besondere Qualitäten bzgl. der Barrierefreiheit, Flächeneffizienz, öffentlichen Zugängigkeit, Mobilitätskonzepten sind bereits im Rahmen des Anforderungskatalogs des Auslobers vorgegeben.