Lehm als Baustoff: Eine kurze Geschichte
Lehm ist ein natürlicher Baustoff, der durch Zersetzung von Urgestein entsteht. Er ist im plastischen Zustand formbar und im trockenen Zustand fest. Die Erhärtung von Lehm findet rein physikalisch statt und ist, anders als beispielsweise bei Zement, durch die Zugabe von Wasser, reversibel. Seit bereits etwa 10.000 Jahren findet Lehm als Baustoff Verwendung und stellt bis heute in vielen Kulturkreisen einen der wichtigsten Baustoffe dar, da er global eine hohe Verfügbarkeit aufweist. Das Bauen mit Lehm blickt in Deutschland mit der Anwendung in Fachwerkbauten (Strohlehm) und tragendem Stampf- und Wellerlehmbauten auf eine lange Tradition zurück, insbesondere nach dem zweiten Weltkrieg, als viele andere Baustoffe nicht zur Verfügung standen. Im Gegensatz zu vielen anderen Baustoffen gab es für Lehm insbesondere im Bereich der Normierung nur sehr rudimentäre Grundlagen. In den 1970er Jahren wurden diese Regelungen dann aber zurückgezogen, da der Lehmbau aufgrund industrieller Entwicklung in den Hintergrund rückte. Dies änderte sich erst mit den 1990er Jahren, als der Lehmbau im Rahmen des ökologischen Bauens eine erneute Renaissance erfuhr. Die sogenannten »Lehmbauregeln« verknüpfen das damalige Wissen mit dem heutigen Stand der Technik. Die Verwendung in Großprojekten, Nichtwohngebäuden und Bereichen mit Anforderungen an den Brandschutz benötigen bislang jedoch weiterhin eine besondere, behördliche Ausnahmegenehmigung, [...]