Im Hauptgebäude des Neubaus soll eine acht Meter hohe Stampflehmwand eingebaut werden. Neu ist, dass sie als tragendes Element der Gebäudekonstruktion dient.
Der Neubau des Freilichtmuseums stellt neben höchste Anforderungen an das Tragwerk (durch seine Dimensionen) auch besondere Anforderungen an den Feuerwiderstand der tragenden Wände (wegen seiner musealen und Sondernutzung für (Groß-)Veranstaltungen).

Lehm in tragenden Wänden in der Normierung

Hierfür starteten wir einen bislang einzigartigen Versuch:
Erstmals in der Geschichte der deutschen Bauteilnormierung wurden Ende Juni und Ende August 2022 in der Gesellschaft für Materialforschung und Prüfanstalt für das Bauwesen Leipzig mbH, kurz mfpa, tragende Stampflehmkonstruktionen in mehreren Brandversuchen mit 3 * 3 Meter großen Prüfkörpern zertifiziert.
Am Ende war die Wand sogar so belastbar, dass nicht nur der Feuerwiderstand über 90 Minuten (Klassifizierung nach din 13501: rei90) gelungen ist, sondern zusätzlich noch der Nachweis für die Ausführung in der Bauart als Brandwand erbracht wurde. Die Tragfähigkeit ist also auch nach 90 Minuten bei sogenannten Anpralllasten, Lasten die von der Seite auf die Wand einwirken, weiterhin gegeben.

Baustoffe aus Lehm beweisen damit nicht nur ihre ohnehin bekannte, gute Resistenz gegenüber Brandeinwirkung. Vielmehr konnte nun auch erstmalig nachgewiesen werden, dass Lehmbaustoffe auch in tragenden Bereichen selbst bei extremen Brandereignissen zuverlässige und qualitativ hochwertige Baustoffe sind.

Auch wenn die Brandprüfung nur ein erster Schritt im Rahmen weiterer wichtiger Forschungen ist, wurde durch die erstmaligen Prüfungen jedoch ein wichtiger fachlicher Beitrag für die Verwendung von Lehm in hochwertigen Einsatzbereichen im nachhaltigen Bauen geleistet.