Tragende Innenwände im Kontext musealer Großbauten weisen aufgrund ihrer lastabtragenden, aussteifenden Funktion unter hohen Lasteinwirkungen erhöhte Anforderungen an die Tragfähigkeit auf. Aus baukonstruktiven, aber auch wirtschaftlichen Aspekten finden daher üblicherweise massive Wände aus Beton oder Kunststein Anwendung.
Lehm statt Beton
Lehm ist für die Anwendung im musealen Kontext aufgrund der hygroskopischen Eigenschaften sowie der Aufnahmefähigkeit und zeitversetzten Abgabe der relativen Raumfeuchte besonders geeignet. Dabei trägt der mineralische Baustoff zur Klimakonstanz bei, welche im Museumsbau zum Schutz des Ausstellungsguts eine besondere Bedeutung einnimmt. Darüber hinaus besteht das Potenzial einen großen Anteil der Betriebsenergie der Klimaanlage durch die passive Raumluft-Regulierung einzuspare.
Unter musealdidaktischen Gesichtspunkten ist besonders das Erscheinungsbild einer Stampflehmwand aufgrund der Ablesbarkeit des Herstellungsprozesses sehr gut geeignet.
Die Herstellung kann auf der Baustelle oder im Werk durch eine in Teilen automatisierte Vorfertigung ausgeführt werden. Darüber hinaus bietet eine Stampflehmwand aufgrund der Massivität und Materialeigenschaften einen hohen Schall- und Brandschutz. Die Wärmespeicherfähigkeit der Lehm-Massivbauwand ergänzt den Holzleichtbau und sorgt für eine Stabilisierung der Raumlufttemperatur.
Ökobilanz und Kreislauffähigkeit
Die verbauten Materialien können rückstandlos mit geringem Energie- und Arbeitsaufwand durch Zugabe von Wasser rückstandlos voneinander getrennt werden. Dadurch kann der Lehm verlustfrei recycelt oder dem natürlichen Stoffkreislauf zurückgeführt werden kann.
Bild: Vorgefertigte Stampflehmblöcke [Herzog de Meuron/Martin Rauch]